Ottokar 🦆
Der Libelle hinterher
All diese Aufregung machte Ottokar sehr hungrig. Da war es gut, dass er im Wasser war, weil im Wasser findet so eine Stockente immer etwas zu essen, auch wenn sie noch so klein ist wie Ottokar. Eifrig durchsiebte er mit seinem Schnabel den See und schlürfte alle Insektenlarven auf, die er kriegen konnte. «So ein See ist einfach super», freute sich Ottokar, als er etwas weiter vorne eine Libelle sah. «Was für ein grosser Leckerbissen, die schnappe ich mir!» Und schon spurtete er los, der Libelle hinterher. Aber die Libelle war schnell und wollte nicht gefressen werden. Im Zickzack flog sie vor Ottokar her, immer weiter auf den See hinaus.
Nach einer Weile schliesslich musste Ottokar aufgeben, er war einfach nicht schnell genug. Etwas erschöpft von der Jagd hielt er an und schaute der Libelle traurig hinterher. Dann drehte er sich um, um zu seiner Mutter und seinen Geschwistern zurückzuschwimmen. Doch wo waren sie? Das Ufer war ganz weit weg, er konnte kaum noch die einzelnen Bäume erkennen und sah nur Wasser, aber keine Enten. «Oh nein, sie sind weg. Ich bin ganz allein. Was soll ich jetzt tun?»
Zu allem Unglück fing er auch noch an zu frieren und das Schwimmen fiel ihm immer schwerer. Stockenten müssen nämlich ihre Federn regelmässig einfetten, damit kein Wasser in die Federn kommt. So kleine Küken können das aber noch nicht so gut, weshalb ihnen die Mutter dabei hilft. Wenn die Federn der Küken nicht eingefettet sind, können sie leicht ertrinken. Ottokars Federn waren schon eine Weile nicht mehr eingefettet worden. Verzweifelt schrie er: «Hilfe! Wo seid ihr alle?» Immer wieder, bis er langsam heiser wurde und sein Schreien immer leiser wurde. Als er nur noch ganz leise piepsen konnte, hörte er etwas. War das die Stimme seiner Mutter? Ja, weit entfernt hörte er sie rufen. Da schöpfte Ottokar neue Kraft. So schnell und so gut er noch konnte, schwamm er in die Richtung, aus der die Rufe kamen. Und endlich sah er sie; seine Mutter und seine Geschwister. Erleichtert paddelte er zu ihnen hin.
Seine Geschwister begrüssten ihn freudig piepsend. Aber seine Mutter schaute ihn streng an und schimpfte ein bisschen während sie ihn einfettete: «Mach das nicht noch einmal. Du musst immer in meiner Nähe bleiben. Es ist gefährlich für so eine kleine Ente so ganz allein auf dem See.» «Ja Mama, ich werde jetzt immer aufpassen», quiekte Ottokar und verkroch sich etwas geknickt zwischen seinen Geschwistern.
Seine Mutter blieb nicht lange böse. Sie war viel zu froh, dass Ottokar wieder da war und nichts passiert war. Den ganzen Nachmittag führte sie ihre Kinder über den See und lehrte sie dabei so allerhand, was Küken wissen müssen. Ottokar fand das fantastisch und musste immer wieder staunen, was es auf dem See und auf der Welt alles Interessantes und Schönes gab.
Gegen Abend, als die Entenkinder vom vielen Lernen und Schwimmen müde wurden, meinte die Entenmama: «Es wird bald dunkel, lasst uns ein schönes Plätzchen am Ufer finden, wo wir schlafen können.» Schon bald fanden sie eine geschützte Bucht, wo die Bäume bis zum See wuchsen und es viele Verstecke gab. Ottokar hüpfte auf einen grossen Baumstamm, der ins Wasser gestürzt war und mit Moos bedeckt war. Zu seiner Freude krabbelten zwischen dem Moos ein paar Insekten, die er sofort verspeiste. Da es aber schon ziemlich dunkel war und er seine Geschwister und Mutter nicht schon wieder verlieren wollte, beeilte er sich und spurtete ihnen hinterher, bevor er sie nicht mehr sehen konnte. Nah am Ufer kuschelte sich die Entenfamilie gut versteckt unter den Bäumen aneinander und seine Mutter sagte: «Schlaft jetzt. Macht eure Augen zu, sonst seht ihr eure Träume nicht.» Zufrieden mit diesem aufregenden und schönen Tag schloss Ottokar die Augen und schlief sofort ein. Was meinst Du, wovon Ottokar in dieser Nacht geträumt hat?
Dein Kommentar