Ottokar 🦆
Kalle und Palle
Eines Nachmittags hatte Ottokar wieder einmal etwas den Anschluss an die anderen verloren, weil es einfach so viel Interessantes gab, was er genauer anschauen wollte. Gerade hatte er dabei eine besonders fette Mücke aufgepickt, als plötzlich ein schwarzer Schatten heranschoss und ihm die Mücke aus dem Schnabel wegschnappte. Ottokar erschrak fürchterlich. Dann aber wurde er sehr wütend. Er richtete sich auf, um zu sehen, wer ihm den Leckerbissen stibitzt hatte. Ja, gab’s denn sowas? Das war irgend ein schwarzer Wasservogel, ungefähr gleich gross wie Ottokars Mutter. «He, geht’s noch? Gib das wieder her!», schrie er ihm hinterher.
Den schwarzen Vogel kümmerte das nicht. Er schwamm einfach weiter zu zwei kleineren schwarzen Wasservögeln mit rotem Kopf und verfütterte einem von ihnen die Mücke. Das fand Ottokar gar nicht lustig. Er schimpfte und schrie: «Das war meine, die habe ich gefunden. Du böser Dieb du!»
Ottokars Mutter hörte ihn schreien und sorgte sich, dass ihm etwas passiert wäre. Sofort eilte sie zu ihm hin und Ottokar berichtete ihr aufgeregt von dem Überfall. Seine Mutter tröstete ihn: «Beruhige dich wieder, Ottokar. Es ist ja nichts Schlimmes passiert. Sieh, hier schwimmen noch viele andere Mücken herum. Es ist genug für alle da.» Aber so ganz in Ordnung fand sie es auch nicht, dass dieser Vogel Ottokar die Mücke aus dem Schnabel gemopst hatte.
Damit das nicht nochmal passierte, wollte sie den Dieb zur Rede stellen. Deshalb schwamm sie drohend auf die schwarzen Vögel zu, Ottokar und seine Geschwister ihr hinterher. Doch als sie näher kam, stutzte sie: «Oh, die kenne ich doch.» Tatsächlich, das war Frau Fulla, die damals im Schilf ganz in der Nähe von ihrem Nest auch gebrütet hatte und immer sehr wachsam war, dass niemand in die Nähe des Nests kam. «Hallo Frau Fulla», rief Ottokars Mutter, «wir haben uns ja schon lange nicht mehr gesehen. Schön, dass wir uns wieder mal treffen.» Auch Frau Fulla freute sich über das Wiedersehen und die beiden Mütter hatten sich viel zu erzählen.
Während sie zusammen schnatterten, näherten sich Ottokar und seine Geschwister den Küken von Frau Fulla.
«Was seid ihr denn für komische Enten?», fragte Ottokar.
«Wir sind keine Enten, wir sind Blässhühner. Das da ist Kalle und ich bin Palle», antwortete eines der beiden schwarzen Küken.
«Aber Hühner leben doch nicht auf dem See», wunderte sich Ottokar.
«Wir sind ja keine normalen Hühner, wir heissen nur so, aber eigentlich sind wir Rallen.»
«Merkwürdige Vögel», dachte Ottokar, «können schwimmen und tauchen, sind aber keine Enten. Heissen Hühner, sind aber keine Hühner.» Trotzdem fand Ottokar sie ganz sympathisch. So kam es, dass während ihre Mütter den ganzen Nachmittag zusammen plauderten und sich über das Wiedersehen freuten, die Entenkinder und die Blässhuhnkinder zusammen spielten, schwammen und tauchten und dabei viel Spass hatten. Sie sahen zwar ganz anders aus und waren auch nicht von der gleichen Art, fanden aber trotzdem viele Gemeinsamkeiten und lernten aus den Unterschieden voneinander. Palle schnappte sogar eine extra grosse Mücke und schenkte sie Ottokar: «Hier, die ist für Dich, als Wiedergutmachung für die geklaute Mücke.» Ottokar freute sich sehr und jauchzte: «Was für ein wunderprächtiger Tag! Ich habe neue Freunde gefunden und viel gelernt von Euch Blässhühnern. Gut, dass wir nicht alle gleich sind. So ist das Leben noch viel interessanter und es wird nie langweilig.»
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